Unsere Mekong Fahrt ist schon ein Weilchen her. Aber diese 4 Gedanken MUSS ich loswerden đ
Zwei Tage am Slowboat den Mekong runter.
20 km/h.
Acht Stunden Fahrzeit pro Tag.
Klingt langweilig?
Ist es aber nicht.
Laoten sind Meister des Re-Use-Prinzips
Kreislaufwirtschafts-Fans hÀtten ihre Freude!
So viel MĂŒll – vor allem Plastik – auch herumliegt, das Wiederverwenden ist (noch) hoch im Kurs.
Allerdings wohl weniger dem Umweltgedanken geschuldet als dem nicht vorhandenen Budget.
Die Bestuhlung des Slowboats:
Alte Bussitze.
Wirklich, wirklich alte Bussitze.
Nur bei wenigen ist der Stoff noch intakt.
Teilweise sind sie am Boden fixiert (heiĂt angeschraubt).
Teilweise free floating (heiĂt, man kann die SitzabstĂ€nde individualisieren).
Sitzplatznummern (ja, es gibt welche!):
Sind die mit fortlaufenden Nummern versehenen RĂŒckseiten alter Tickets.
Mein Daddy hÀtte hier seine Freude daran gehabt!
Fender sind einfache BaumstÀmme mit ca 10cm Durchmesser.
Gerammt wurde das Nebenboot trotzdem.
Aber keine gröbere Schrammen.
Können ohne Verzögerung losfahren.



Abebbende GoldgrÀber-Stimmung
Wusstest du’s?
Am Mekong wird nach GOLD geschĂŒrft.
Oder besser gewaschen.
Tuckern den Fluss langsam entlang.
Plötzlich tauchen am Ufer immer mehr Menschen mit groĂen flachen Schalen auf.
Manchmal auch ein Bagger im Hintergrund.
Paare, ganze Familien sitzen in der sengenden Sonne.
Teilweise halb im Wasser.
Teilweise im Yogi-Squat hockend direkt am Wasser.
Gold zÀhlt tatsÀchlich neben Kupfer zu den wichtigsten BodenschÀtzen in Laos.
Aber nein, die lokalen Familien werden nicht reich damit.
Dazu ist die gewaschene Menge zu gering.
Vor allem, seitdem es weiter flussaufwÀrts in China StaudÀmme gibt und der Wasserpegel niedriger ist.
Die goldreicheren Uferregionen werden nicht mehr gut oder gar nicht bewÀssert.
Also kein Goldwaschen.



Traumhafte Landschaft – zum Anschauen, aber zum Dort-leben?
Da sitz ich mit heruntergeklappter Kinnlade.
Was ist das fĂŒr eine geile Landschaft bitte?
Steilaufragende Berge.
Bewachsen mit natĂŒrlichem Urwald.
Ein durchgehendes Dickicht von Ufer bis zum Grad.
Sandige Ufer, an denen WasserbĂŒffel entlang spazieren.
Im Wasser liegen.
Nicht roden!
Nicht abbrennen!
Nicht die Ufer befestigen!
Nicht diese wunderschöne, ursprĂŒngliche Natur vernichten!
Schreit stumm mein westliches, komfort-verwöhntes GemĂŒt.




Aber wie sollen denn die Leute hier leben?
Weiterhin ohne flieĂendes Wasser oder Strom?
Jeden Tag eine schwarze Piste zum Fluss hinunter (und zurĂŒck bergauf!) gehen, um Wasser zu holen?
Alles zu FuĂ vom Boot am Flussufer hinauf zum eigenen Haus schleppen?
Denn befestigte Wege gibt es so gut wie nicht.
Kein motorisiertes GefĂ€hrt kann unterstĂŒtzen .
Alles Muskelkraft.
Der Fluss ist der einzige richtige Transportweg.
FĂŒr alles, was nicht im eigenen Dorf hergestellt werden kann.
Und das ist abgesehen von Nahrung fast alles.
Wer kein eigenes Boot hat, muss auf Fahrdienste zurĂŒckgreifen.
Wie das Slowboat, mit dem wir fahren.
Oder teurere Einzelfahrten mit Longtail-Schnell-Booten.
Eine Slowboat-Fahrt von Pak Beng nach Luang Prabang kostet 200.000 KIP (9 Euro).
Das ist viel.
Und dauert.
Einen Tag.
Auf der ganzen Strecke von Houayxay nach Luang Prabang sehen wir nach der Friendship Bridge 4 (GrenzĂŒbergang Thailand – Laos) keine einzige BrĂŒcke.
Erst kurz vor Luang Prabang die BahnbrĂŒcke des Lao-China-Railway.
FĂ€hrdienste bringen dich vom einem zum andere Ufer.
Das Slowboat hĂ€lt ĂŒberall, wo Leute winkend am Ufer stehen.
Solange Platz an Bord ist.
FĂŒr Menschen, Taschen und sogar Mopeds.
Ja, da wird mir schon bewusst, dass nicht ganz Nord-Laos ein riesiger Nationalpark sein kann.
Bin dankbar, diese Landschaft noch so ursprĂŒnglich zu sehen.
Wer weiĂ, wie lange das noch geht.



Mega-Projekte
Wenn die laotische Regierung und Unternehmen – mit chinesischem Geld – loslegen, dann aber so richtig.
GefĂŒhlt gnadenlos ĂŒberdimensioniert.
Gegen Ende unserer Fahrt bekomme ich einen Eindruck davon.
Fahren 20 Minuten durch eine Mega-Baustelle.
Zig Riesen-KrÀhne.
UnzÀhlige LKWs.
Der Urwald abgeholzt.
Die HĂŒgel abgetragen.
Platt gemacht.
Eine klaffende, riesige Wunde.
Was hier entsteht, können wir leider nicht herausfinden.
Aber China plant in Laos insgesamt 6 (!!) StaudÀmme am Mekong in Laos.
Dörfer werden abgesiedelt.
Die „Mutter aller FlĂŒsse“reguliert.
VerstÀndlich, dass jede/r hier mehr Wohlstand und Komfort anstrebt.
Aber fĂŒhrt der Weg zu Wohlstand nur ĂŒber gnadenlose Ausbeutung und Vernichtung der Natur?
Oder ist das wieder mein naives, verwöhntes, first-world GemĂŒt?

